8. Tag

 

Von Penzberg bis Kochel am See

 

 

Beim Frühstück entspann sich folgender Dialog zwischen mir und einer Bedienung:

„Wären Sie so gut und füllten mir Mineralwasser ohne Kohlensäure in meine Thermosflasche.“

„Da muß ich ja 2 Flaschen aufmachen!“

„Ja, bitte.“

„Zwei Flaschen muß ich aufmachen!“ Die Stimme der Bedienung nahm einen anklagenden Ton an.

„Also, wenn das Probleme macht, dann nehmen Sie halt Wasser aus dem Wasserhahn.“

„Selbstverständlich können Sie Mineralwasser haben, gehört zum Frühstück.“

Es entstand ein Pause, wir beide sahen uns an. Mit einem Seufzer nahm die Bedienung meine Thermosflasche. „Ich mach´s in der Küche.“

Der Morgen schien wohl noch zu jung für zusätzliche Dienstleistung. Dies war übrigens das einzige Mal auf meiner gesamten Wanderung, dass mir so etwas passierte.

 

Als ich bezahlt hatte, fragte ich, wie ich am schnellsten an den Wanderweg Richtung Loisach komme. „Ganz einfach, Sie fahren jetzt rechts und dann die erste Straße wieder links.“

Ich stand in voller Montur, Rucksack geschultert vor dem Tresen. „Nein, ich fahre nicht mit dem Auto. Ich möchte den Wanderweg nehmen. “Ach, Sie laufen!“

 

Die Frage wurde weitergegeben an eine andere Angestellte.

„Fahren Sie zum Kreisverkehr dann rechts,…“ „Ich fahre nicht, ich laufe.“ „Sie gehen zu Fuß!“ Ungläubiges Staunen. „Das sind mindestens 1,5 Kilometer! Wollen Sie sich das nicht noch einmal überlegen?“

 

Der Wanderweg fand sich leicht, er verläuft allerdings parallel zu Straße.

Doch ab Schönmühl geht´s über einen Feldweg entlang der Löisach. Kaum eine Bewegung des Wassers war sichtbar, so ruhig floß die Loisach. Enten schwammen flussabwärts, ein Schwan landete mit Getöse. Ein junger Mann, vielleicht ein Fischer, ließ sich in seinem Ruderboot treiben.

 

 

Durch die Loisach- und Erlfilze wird der Weg zum Pfad und verliert sich in Uferschilf und hohen Riedgräsern. Zwischendurch entschwand die Löisach meinen Blicken, so hoch stand das Grün. Kleine, graue, schlanke Vögel hingen an den Schilfhalmen und ließen sich kaum von mir stören. Andere wieder flatterten urplötzlich kurz vor mir aus der Wiese auf.

Der Pfad wird breiter, führt unter Bäumen wieder ganz nahe an der Liosach entlang. Er war aufgeweicht vom letzten Regen, Pfützen verleiteten zu weiten Sprüngen. So einsam, wie es mir bisher vorkam, scheint diese Strecke nicht zu sein. Spuren von Fahrrädern und ein tiefer Steifelabdruck hatten sich in der weichen Erde erhalten.

Auf der gegenüberliegenden Seite hängen Äste weit über den Fluß und bilden einen grünen Vorhang, als wollten sie, was im Schattenbereich dahinter geschieht, verborgen halten.

 

 

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