An der B 472 überquerte ich die Loisach und ging am östlichen Ufer ein Stück zurück, wie es Zeichen und Beschreibung des Prälatenweges vorsehen. Es widerstrebt mir, eine Strecke, die ich zurückgelegt habe, in entgegengesetzter Richtung nochmals zu laufen, auch, wenn es ein angenehmer Weg ist.

 

 

Über die Fläche der Hoffilze hinweg sah ich im Osten einige Häuser und einen Kirchturm. Das mußte die Kirche von Bichl sein. Dort wollte ich hin. Also wählte ich die Diretissima über Karrenwege und Feldraine.

Ich überquerte die B 472, die einen Bogen nach Nor-den beschreibt und erreichte Bichl direkt am Bahnhof.

 

Über den Friedhof, der auf einem Hügel liegt, kam ich zur Kirche St. Georg.

 

 

Der Hauptaltar mit der Reitergruppe, die den Kampf des heiligen Georgs mit dem Drachen darstellt.

 

 

Sie gilt als eine der eindruckvollsten Dorfkirchen Oberbayerns, und sie gefiel mir gut. Mitte des 12. Jahrhunderts wurde sie erstmalig erwähnt. 1672 erhielt sie einen neuen Turm. Johann Michael Fischer war der Architekt, der zur gleichen Zeit die beiden Türme des Klosters Benediktbeuren errichtete. 1751 bis 1753 wurde unter Beibehaltung des Turms eine ganz neue Kirche St Georg gebaut, da die alte baufällig geworden war. Architekt war Johann Michael Fischer, Vollender der Bayrischen Barockkultur. Gleichzeitig errichtete er die Anastasiakapelle in Benediktbeuren. Die Fresken stammen wie die der Anas-tasiakapelle von Johann Jakob Zeller aus Reutte in Tirol. Die Verbindung mit Benediktbeuren erklärt sich aus der Tatsache, dass Bichl bis zur Säkularisierung zum Kloster Benediktbeuren gehörte und die Bauern dem Kloster tributpflichtig waren.

Die Dorfkirche liegt, was den Fremdenverkehr angeht, im Schatten der Klosterkirche. Größe geht meistens vor. So viele Menschen ich im Klosterbezirk sah, so wenige in der St. Georgskirche und auf dem sie umgebenden Friedhof. Das heißt: ich sah niemanden, ich war alleine.

 

Ich habe es nicht bereut, die Kirche in Bichl gesehen zu haben. Die Klosterkirche dagegen besuchte ich nicht. Soll ich das unter „stille Renitenz“ verbuchen?

 

Von Bichl nach Benediktbeuren führt eine herrliche Allee direkt zur Klosteranlage. Rechts der Allee war gemäht worden. Das Heu duftete ungewöhnlich. Es war ein angenehmer Geruch nach Nüssen. Ich lehnte mich an einem Baum, atmete diesen besonderen Duft, genoß die Landschaft rund um mich und: „einfach schön war´s“.

 

Im Biergarten des Klosters machte ich Rast. Die Weißwürste haben das Mittagleuten gerade noch gehört.

 

 

Zahlreiche Spatzen hofften bei allen Gästen auf Brosamen vom Tisch. Sie flogen frech und gleichzeitig scheu von Stuhllehne zu Stuhllehne, unter den Tischen wichen sie geschickt den unterschiedlichsten Füßen aus.

 

 

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