Wie das Allgäu entstand

 

 

Als der liebe Gott die Erde erschaffen hatte, blickte er zufrieden auf sein Werk und siehe, es war gut.

Nun ging´s ans Aufräumen. Dabei bemerkte der liebe Gott, dass in den Tiegeln und Töpfen, in den Schränken und Schubladen, auf den Regalen und Bänken, die er gebraucht hatte, noch Etliches übrig geblieben war.

 

Da gab es noch hohe Berge mit schneebedeckten Gipfeln, bewaldete Berge und Hügel, grüne Matten, einige Seen, Flüsse und Bäche. Es lagen noch ein paar Felsen herum, verschiedene Sträucher und Bäu-me waren hinter eine Bank gerutscht. Gräser und Schilf, besonders leuchtende Blumen lagen in einer halb offenen Schublade. Sogar noch ein bisserl Vieh fand sich: graue und falbe Kühe mit mandelförmigen Augen, Pferde, einige Ziegen standen fertig geformt im hintersten Regal. Zuletzt entdeckte der liebe Gott auch noch einzelne Exemplare von wildem Getier wie Rehe, Hasen, Füchse, Marder.

Der liebe Gott stellte alles zusammen, sogar den Bären nahm er dazu, der in einen Farbbottich gefallen war.

„Ja, was mach mer denn damit?“ dachte der liebe Gott. „Zum Wegschmeißen ist´s zu schad. Ist a so a schöne War. Die Sach` gleichmäßig über die Erde verteilen, bringt auch nichts. Dafür ist es wieder zu wenig, als dass die ganze Schönheit zur Geltung kämert.“

 

Da lächelte der liebe Gott plötzlich. Ihm war eine wundervolle Idee gekommen.

Er nahmt alles das, was er vor sich hatte liebevoll in seine zwei Hände, bedachte sich ein wenig und setzte es ganz nah bei sich - genau vor seinem großen Zeh - auf die Erde.

 

 

So ist das Allgäu entstanden. Die Menschen, welche sich später hier ansiedelten, wussten, dass der liebe Gott bei der Schöpfung ein einziges Mal nicht die uneingeschränkte Gerechtigkeit hat walten lassen, sondern allein die Liebe. Sie preisen den Herrgott noch heute dafür. Damit auch ja niemand vergisst zu loben und zu danken, haben sie zahlreichen Kirchen gebaut, auch überall auf den Fluren kleine Kapellen, Kreuze, Marterl, Bildstöcke aufgestellt und schmücken sie mit den Blumen und Gräsern des Landes.

 

     

 

     

 

 

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