2. Tag

 

Von Kaufbeuren nach Unterthingau

 

 

Am Morgen hatte sich an den Schmerzen im Oberschenkel nichts geändert. Nach dem Frühstück ließ ich mir ein Taxi rufen und wollte mich in die Ambulanz des Kaufbeurer Krankenhauses bringen lassen. Als die Taxifahrerin den Grund erfuhr, empfahl sie mir einen Orthopäden mit dem Hinweis, in der Ambulanz könnte ja auch ein Gynäkologe Dienst tun. Wie wahr!

Also fuhr ich zu dem Orthopäden. Eine halbe Stunde nur musste ich warten. Der Arzt ließ mich ein wenig hin und her laufen, einige gymnastische Bewegungen machen und hieß mich dann, auf die Liege legen. Er bewegte mein Bein ein weniges auf und ab und ein weniges hin und her. (Das ist die völlig laienhafte Beschreibung der Behandlung.)

Als ich wieder aufstand, war der Schmerz vorbei, ich konnte einwandfrei laufen. Es erschien mir wie ein Wunder.

Ein kleiner Knochen hatte sich ausgerenkt. Ich habe vergessen welcher, so froh war ich, wieder ohne Schmerzen laufen zu können. Sogar den Namen des Arztes habe ich vergessen, doch die Praxis würde ich wieder finden.

Der Arzt hatte keine Bedenken, dass ich weiter wanderte. “Meiden Sie einsame Wege und laufen Sie nicht zu lange, “ war sein Rat. Ich hätte ihn umarmen können.

 

Ich überplante die Tour, zog Radwege vor, denn da kann man immer sicher sein, jemandem zu begegnen. Außerdem kürzte ich jeweils die Strecken um 3 bis 5 Kilometer.

 

Von der freundlichen Taxifahrerin ließ ich mich bis Aschthal bringen. Ich lief jetzt nicht mehr den Schwäbisch-Allgäuer Wanderweg, sondern suchte in der Karte den direkten Weg nach Unterthingau.

Von Aschthal wanderte ich durch den Königsberger Forst nach Wenglingen und über eine Nebenstraße – zum Glück kaum Kraftfahrzeugverkehr – nach Aitrang.

 

     

Kirche und vermutlich Pfarrhof mit Marienstatue in Aitrang

 

In Aitrang war ich mir nicht so sicher, wie ich weiterlaufen sollte. Niemandem begegnete ich auf der Straße. Das Dorf schien wie ausgestorben. Eigentlich eine normale Situation: die Männer arbeiteten außerhalb des Dorfes, die Frauen im Haus. Endlich traf ich eine Frau, die in ihrem Garten Wäsche aufhängte.

 

 

Sie zeigte mir hilfsbereit den Weg zum Aitranger- oder Elb-See mit dem mahnenden Hinweis, dass es „steil“ bergauf ginge.

Steil! Das war nicht einmal eine leichte Steigung, der Weg verlief halt nicht mehr eben.

 

 

Ab dem Moorbadesee, dem Elb-See, hätte ich wieder den Schwäbisch-Allgäuer Wanderweg erreicht, allerdings führte er in einem weiten Bogen fast nur auf reinen Wanderwegen nach Unterthingau. Das wollte ich noch nicht riskieren. So nahm ich den Radweg durch das Hinterholz nach Heuwang.

Die Alpen hatte ich fast immer voraus, jedoch hüllten sie sich stets in Dunst oder Regen. Bei klarem Wetter muß die Sicht grandios sein.

Beim Abzweig nach Heuwang fand sich ein kleiner Verkaufsstand mit Kürbissen unterschiedlichster Art und Größe. Es gab eine Preisliste und ein Kästchen für das Geld. Hier vertraute jemand der Ehrlichkeit der Menschen.

Diejenige, die dieses Vertrauen hatte, war Frau Margot Paucke. Sie lebt in einem verwunschen wirkenden Haus mit heimeligem Garten.

 

 

Wir saßen gut eine halbe Stunde auf der Bank vor dem Haus und unterhielten uns angeregt.

 

 

| zurück | weiter |