Mein Weg nach Kochel führt ein Stück am Bahndamm entlang, um dann rechts ins Feld zu schwenken. Nach einem Wanderparkplatz kam ich in das Filzgebiet. Schilf steht da, wenige Büsche, Sträucher, einige Feldscheunen unterbrechen den Blick über das flache Land. Es ist diesig geworden, die Sonne ist hinter Dunst verschwunden, Der erhoffte Blick auf die Berge erfüllte sich nicht. Von der Alpenkette war nicht einmal etwas zu ahnen.

Kein Windhauch rührte sich. Es war heiß.

Die Hitze lauerte im Schilf und sprang mich an wie ein hungriges Tier. Ich atmete leichter, wenn ich wieder durch Wiesen oder entlang von Büschen und Bäumen ging.

Meine Hände waren noch nie so geschwollen wie heute. Überdies juckten sie erbärmlich. Irgend etwas muß es im Schilf geben, auf das ich allergisch reagiere. Schon bei den Osterseen hatte ich dieses Jucken gespürt, doch heute war es kaum auszuhalten. Allerdings weiß ich, dass es aufhört, sobald ich die schilfbestandene Gegend verlasse.

Für die letzten 3 Kilometer bis Kochel halfen mir wieder Wanderlieder zu neuem Schwung und forschem Schritt. Nun soll niemand glauben, ich wäre lauthals vor mich hinsingend fürbass geschritten. Ich bezweifele, ob mein Atem dafür gereicht hätte. Nein, die Lieder begleiteten mich in meinen Gedanken und waren mehr ein leises Summen, aber wie schon am ersten Tag hilfreich.

 

Ich kam in Kochel an und es sah aus als wolle es regnen. Trotzdem strolchte ich ein wenig durch den Ort, studierte die Tafel am Denkmal des Schmieds von Kochel, Balthasar Mayer, der heldenhaft kämpfend in der Bauernschlacht von Sendling 1705 gefallen ist. Er gilt als Held von Bayern und Vorbild für Treue und Vaterlandsliebe.

Das Franz Marc Museum war geschlossen.

 

 

Albert und Anneliese wollten mich abholen und hatten versprochen über Handy anzurufen, bevor sie Kochel erreichten. Also suchte ich mir eine Gaststätte mit Blick zum See, wo ich außen und für den Fall des Regnens auch innen warten konnte.

 

 

Die Sonne scheint wieder über dem Kochelsee.

 

 

Das Wetter wurde immer besser und als Albert und Anneliese ankamen, schien schon wieder die Sonne.

Für die Heimfahrt wählte Albert (mit Bedacht, wie sich später herausstellte) die Bundesstraße – ein unerwartetes Geschenk für mich – denn es hatte aufgeklart und die gesamte Alpenkette grüßte zum Abschied. Ein herrliches Bild.

 

 

Zurück im Hotel fand ich zu meiner Überraschung einen Piccolo und eine rote Rose als Begrüßung von Wolfgang und Christel vor.

 

 

Als ich mit einem Glas Sekt auf den Balkon trat, flog eine der großen Krähen, die hier heimisch sind, vom gegenüberliegenden Baum auf und krächzte wie zur Begrüßung. Sie setzte sich auf das Geländer der Sonnenterrasse und „zwinkerte“ mir zu. Ich hab´s genau gesehen.

 

 

| zurück | weiter |