4. Tag

 

Von Oy-Mittelberg bis Sonthofen

 

 

Der Morgen begann mit einem ausführlichen Frühstück. Ich ließ mich bis nach Wertach bringen, lief entlang der Wertacher Starzlach um nach kurzer Zeit wieder auf den Schwäbisch-Allgäuer Wanderweg zu stoßen.

 

 

Der Nebel war dichter und dichter geworden. Er hat den Wald weich und still verändert.

 

 

Die Pflanzen am Weg waren rost-schwarz gezeichnet und geknickt von den ersten Nachtfrösten.

 

Niemand begegnete mir, bis ich mich der Dreiangelhütte näherte. Drei Mountainbiker kamen mir bergauf entgegen, voll darauf konzentriert, in hohem Tempo die Steigung zu meistern. Sie bemerkten mich gar nicht.

 

 

Die Wirtin in der Dreiangelhütte heizte extra für mich den Eisenofen an, „damit´s gemütlicher wird“. Ich trank ein großes Glas Buttermilch, aß eine Scheibe Brot und das Ganze für einen Euro.

 

 

Zum Abschied erhielt ich noch gute Ratschläge für den weiteren Weg:

Wenn ich an der Wegscheide rechts ginge, käme ich zum Einstieg in die Starzlachklamm, nähme ich den linken Weg, hätte ich , sollte das Wetter schöner werden, einen herrlichen Blick.

 

 

Das Wetter wurde schöner, die Wolken rissen auf und ich bekam eine Ahnung von der mich umgebenden Bergwelt.

Ich nahm den Weg nach links.

 

Aus der Tiefe stieg ein Eichelhäher auf und flog in Kopfhöhe an mir vorbei.

Ich lief durch Wald. Plötzlich das Geläute von Kuhglocken, es schien von allen Seiten zu kommen und hörte sich an, als wären irgendwo Hunderte von Kühen.

Der Weg machte eine Biegung und vor mir erstreckte sich eine Almwiese, oben ein Hof. Tatsächlich grasten hier zahlreiche Kühe am Hang, und das Geläut schien ein Echo zu haben. Der Wald, der die die Alm einrahmte, wird Ursache dafür sein.

 

Eine minimale Anzahl der auf dieser Alm versammelten Kühe.

 

Die Sonne zog sich wieder zurück, also wird es mit dem herrlichen Blick wohl nichts werden. An jedem Nebeltag ist bis jetzt gegen Mittag die Sonne hervorgekommen, nur um zu zeigen, dass es sie noch gibt, nehme ich an. Ich hätte es wissen müssen.

Doch da plötzlich ein Wegweiser: „Starzlachklamm“. Davon hatte die Wirtin in der Dreiangelhütte nichts gesagt, auf meiner Karte fand ich den Weg auch nicht.

Wenn schon kein Ausblick, dann die Klamm. Ich war noch nie in einer Klamm.

Der sehr breite Weg führte steil hinunter und wurde plötzlich sehr schmal, ja ein Steig, und vor mir die Starzlach. Eine schmale Brücke führte auf die andere Seite. Ich war in der Klamm.

 

 

Der Weg war feucht, steinig, aber immer durch Geländer gesichert.

Wasserfälle stürzen über Felsbrocken, durch Spalten und Klüfte. Es war nicht viel Wasser in der Klamm. Immer wieder geht der Blick tief hinab in Kessel oder Strudel, aber auch steil empor an den Felsen. Zwischendurch rücken die Wände eng zusammen, dann wieder weitet sich die Klamm.

 

 

Hier tritt die Starzlach aus der Klamm und stürzt sich als Wasserfall in ein kleines Becken, bevor sie weiterfließt.

 

     

Der Wasserfall zeigte sich ziemlich zahm.

 

Mein Weg durch die Klamm ging mit dem Wasser. Als ich jetzt am Ende angekommen war, stellte sich heraus: hier ist der eigentliche Einstieg, denn hier wird die Maut verlangt. Gebührenpflichtig ist die Begehung der Klamm.

Ich bezahlte nachträglich. Da es auch eine kleine Restauration gab, und man mir versicherte, in einer Viertel Stunde in Sonthofen zu sein, genehmigte ich mir - entgegen meinem Vorsatz - zu meinem Schmalzbrot ein Weizenbier.

Die Sonne durchbrach kurz Wolken und Nebel, so daß ich außen saß und eine launige Unterhaltung mit dem „Wächter“ der Klamm hatte.

Schon bald zog sich die Sonne wieder zurück und als ich in Sonthofen ankam, hatten Nebel und ein wenig Nieselregen erneut die Oberhand.

 

 

 

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