Der Hexentanz (nach einer Sage)

 

 

Irgendwo, außerhalb des Dorfes, stand ein einsames Haus. Es lag abseits eines Steiges zu einer Alm, war nicht mehr bewohnt und schon halb zerfallen. Man erzählte sich, dass es dort umgehe, dass Hexen geheime Treffen in dem verwunschenen Haus abhielten. An Nebeltagen erschien es Vorübergehenden als wäre es ein stolzes Schloß mit Türmen und Zinnen. Doch niemand traute sich näher zu kommen. Des Nachts hörte man manchmal Kreischen und Stöhnen. Jeder der dort vorbei musste, beschleunigte seine Schritte, um diesem unheimlichen Ort so rasch wie möglich zu entfliehen.

Eines Abends stieg ein junger Bursch noch auf. Er wollte sein Mädel auf der Alm besuchen. Als er in die Nähe des verwunschenen Hauses kam, sah er, dass es hell erleuchtet war. Das Licht strahlte freundlich in die beginnende Nacht. So etwas erschien dem Burschen außergewöhnlich. Bisher hatte er nur von furchterregenden Geschehnissen in diesem Haus gehört. Neugierig ging er näher und spähte durch ein Fenster.

Was erblickte er da! Es schien ein großes Fest dort drinnen gefeiert zu werden. Allerlei Leute in prächtigen Kleidern tanzten zu einer ungewöhnlichen Musik, die dem Burschen zwar fremd aber doch angenehm vorkam. Die Musikanten standen auf einem kleinen Balkon in einer Ecke und spielten so fröhlich, dass der Bursch nicht umhin konnte, die Tür zu öffnen und einzutreten.

Zunächst bemerkte ihn niemand. Doch als die kalte Nachtluft in den Raum drang, drehten sich etliche der Tänzer zur Tür und entdeckten ihn. Lachend zogen sie ihn in ihren Kreis. Zuerst widerstrebte der Bursche, doch dann ließ er sich mitreißen. Er drehte und stampfte, er sprang und hüpfte mit den anderen. Als man ihm einen Krug Wein reichte, da trank er ihn auf einen Zug.

Es gefiel ihm über alle Maßen gut. Er vergaß, warum er unterwegs gewesen war. Er begann zu singen – er war ein guter Sänger – man applaudierte ihm, nötigte ihn auf den Balkon zur Musikkapelle und forderte ihn zu immer neuen Liedern auf.

Er ließ sich nicht lange bitten. Er wurde immer lustiger, seine Lieder immer hitziger.

Als einer der Musikanten ihm eine Flöte hinhielt und ihn aufforderte, darauf zu spielen, da lehnte er ab. So etwas hatte er noch nie versucht. Nein, Flöte spielen, das konnte er nicht.

Doch der Musikant ließ nicht locker und überredete ihn schließlich, das Spielen zu versuchen. Und siehe da, er konnte flöten als hätte er es studiert. Sein Spiel ging ganz herrlich mit der Musik der anderen überein. Der Bursch war über sich selbst verwundert.

 

Da trat eine hübsche Tänzerin an seine Seite, fasste ihn um die Taille und drehte sich zur Musik immer um ihn herum. Dem Burschen wurde ganz schwindelig. Ob vom Tanz des Mädchens, ob vom Wein? So recht wusste er nicht mehr, was ihm geschah. Das Mädchen lächelte ihn an, flüsterte schöne Worte in sein Ohr.

 

Plötzlich erklang aus dem Tal die Wetterglocke vom Kirchturm. Die Tänzer, die Musiker, das Mädchen, alle waren plötzlich verschwunden. Beißender Rauch durchzog das einsame Haus, das plötzlich wieder alt und verfallen dalag.

Der Bursch saß am Boden, in seinen Händen, an seinen Lippen einen Katzenschwanz.

Ein heftiges Unwetter ging nieder und eine Mure verschüttete das verwunschene Haus, so dass heute niemand wehr weiß, wo es stand.

Den Burschen aber fand man am nächsten Tag neben einem Felsen liegend, wie durch ein Wunder lebend, aber zitternd und die Sprache hatte es ihm verschlagen.

Es dauerte den ganzen Sommer bis er wieder gesund wurde und redete. Doch konnte er seitdem nicht mehr singen und tanzen, ja er war zu keinem schnellen Schritt mehr fähig.

 

 

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