In Bernbeuren hatte ich Quartier bestellt. Es geht eine Fahrstraße in den Ort. Sie war bevölkert von Radfahrern und Rollerbladern. „Wie schnell seid ihr abwärts?“ rief jemand über den Parkplatz. „etwa 80 Stundenkilometer“ war die Antwort. Das mag wohl gestimmt haben. Gut, dass wenig Autos fuhren.

 

Bernbeuren ist ein hübscher Ort, der seinen ländlichen Charakter noch weitgehend erhalten hat. Bei einem Rundgang habe ich zuerst die Kirche aufgesucht.

 

 

Einer Beschreibung entnahm ich, dass sie dem Flößerpatron St. Nikolaus geweiht ist. Sie wurde von dem Barockmeister Johann Georg Fischer gebaut. Der prächtige Hochaltar ist ein Werk des einheimischen Schreiners und Bildhauers Jörg Pfeiffer. Die Deckenfresken im Langhaus stammen von Johann Heel aus Kaufbeuren. Der Künstler malte in drei großen Bildern die Gottesmutter und ihr Leben. Das Deckenbild in der Mitte des Gewölbes zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel. Über der Orgel entstand queroval ein Fresko über die Aufnahme Mariens in den Tempel.

Die beiden Fresken an der Decke des Altarraumes wurden erst 1775 von Franz Xaver Bernhard aus Eggenthal aufgetragen.

Ganz alleine ging ich durch das Gotteshaus und fotografierte die Dokumente barocker Volksfrömmigkeit.

 

 

 

     

 

 

Impressionen aus der Pfarrkirche St. Nikolaus.

 

Es sind nicht die bekannten und großen Kirchen wie die Wies, die Klosterkirchen von Rottenbuch und Benediktbeuren, die mich fesseln, es sind die unbekannteren Kleinode, wie hier die Pfarrkirche von Bernbeuren, die St. Georgs Kirche in Bichl, oder die Wallfahrtskirche in Mussenhausen, die ich von früheren Ausflügen kenne.

Die Alltagsfrömmigkeit der Bürger und Bauern haben in der Barock- und frühen Rokokozeit ihren Ausdruck in diesen Kirchen gefunden. Schon die Tatsache, dass es einheimische oder aus der nächsten Umgebung stammende Handwerker und Künstler waren, welche die Kirchen gestalteten, ist Zeugnis für den Glauben des Volkes. Das Land selbst bot damals und bietet heute wieder die Quellen für religiöses Brauchtum z.B. mit den damals in Blüte stehenden und heute wieder auflebenden Wallfahrten.

 

Rechts der Kirche lief ich die lange Gasse hinunter zur Fahrstraße. Aus der Stützmauer drängten sich bunte Blumen hervor.

 

     

 

Nahe dem unteren Brunnen steht ein hohes Kruzifix. Ein Spatz hüpfte neben dem Christuskopf über den Querbalken und beobachtete die Umgebung von höherer Warte.

Das erinnerte mich an die Bilder des italienische Malers, Guerino Bardeggia. Er gab in seinen religiösen Bildern dem Gekreuzigten oft ein Rotkehlchen, ein „petti rosso“ bei.

 

 

In einem angenehmen Gasthof habe ich übernachtet. Es gab ein nettes Zimmer mit großzügigem Badezimmer. Keinen Fernseher! Für mich eine erfreuliche Überraschung.

 

Zum Abendessen saß ich in einem Biergarten. Zwei Männer nahmen am Nebentisch Platz, zwei „Preißen“, der Sprache nach. Die Bedienung kam und meinte: „Der Stammtisch sitzt drinnen.“ Also stimmt es, was ich über den bayrischen Stammtisch gelesen habe: Hier vermische sich der Einheimische mit dem Zuagroasten, die G´standenen mit den Querdenkern, hier werden´s zum Stammtischler, hier löse man die bescheidenen und die mächtigen Probleme der Welt. Letzteres allerdings an jedem Stammtisch.

 

 

| zurück | weiter |