Von der Haunshofer Seite führt ein Kreuzweg aufwärts durch den Wald zur Hardtkapelle. Ich ging die Stationen in entgegengesetzter Richtung.

 

 

In Bauerbach mündet der Prälaten-Radweg auf eine Verkehrsstraße. So suchte ich in Gallafilz den Wanderweg zu den Nußberger Weihern. Ich fand ihn nicht. Erst ein Bauer, der mir auf seinem Traktor entgegenkam, half mir auf den richtigen Pfad und ermahnte mich noch, ja richtig abzubiegen und mich nicht von dem breiten Fuhrweg verführen zu lassen.

 

Danke,“ sagte ich „Auf Wiedersehen.“

„Pfüadi“, antwortete er von seinem hohen Sitz.

Der anfängliche Waldweg ging in einen Karrenweg über. Das Gras zwischen und neben den Radspuren reichte mir bis zur Hüfte. Es war noch naß vom nächtlichen Regen. Entsprechend durchnässt wurde ich.

Laut meiner Wanderkarte sollte der Weg in direkter Linie süd-süd-östlich zum Hapberger Weiher und dem Gut Nußberg führen. Doch plötzlich endete er vor einer ausgedehnten Wiese mit anschließendem Weideland.

Ich stand vor der Frage, nach rechts oder links auf einladend breiten Waldwegen weiter zu wandern oder durch Gestrüpp und hohes Gras am Wegrand auf die Wiese zu kommen und die eingeschlagene Richtung beizubehalten. Auf der Karte war nichts weiter eingezeichnet als der Weg, der hier augenscheinlich so plötzlich endete. Ich entschloß mich, über die Wiese zu wandern, auf die Gefahr hin, mit einem Bauern Ärger zu bekommen.

Da entdeckte ich, gänzlich überwuchert, einen Zaun mit einer Steighilfe. Also führt hier ein Weg entlang, wenn er auch nicht zu erkennen war. Jenseits der Wiese war ich nach wenigen Metern im Bereich des Gutes Nußberg. Ab hier traf ich wieder auf den Prälaten-Wanderweg.

Am Nußberger Weiher machte ich eine Vesperpause. Trotz eines nahen Wanderparkplatzes traf ich niemanden. Das mag am trüben Wetter gelegen haben.

 

 

Kaum hatte ich jedoch den letzten der Weiher passiert, klarte der Himmel auf, die Sonne schien, die Welt öffnete einladend ihre Arme und ich wanderte mit neuem Elan weiter.

Die neue Wanderfreude war so groß, dass ich die Wegzeichen übersah und mich an einer Autostraße wiederfand. Also zurück und nach der Karte den nächsten Wanderweg Richtung Bernried genommen. Er führt durch einen Hochwald.

 

In einem Kleinlaster saßen zwei Männer und machten Brotzeit. Sie fragte ich, ob ich „ungefähr“ richtig sei auf dem Weg nach Bernried. Sie bestätigten mir schmunzelnd dass ich „genau“ richtig sei.

 

Erst kurz vor dem Ortsteil Hapberg traf ich wieder auf den Prälatenweg, dem ich nun bis zum See folgte. Dies war ein Leichtes, in so kurzen Abständen wie in Bernried habe ich weder vorher noch nachher die gegenläufigen Krummstäbe gesehen.

 

Ich bin sehr früh in Bernried angekommen. Hier hatte ich das nobelste Quartier meiner Tour. Ich logierte im Hotel Marina.

Das zierlich-elegante Ambiente meines Zimmers stellte einen witzigen Kontrast zu meiner Wanderkleidung, den schweren Schuhen und dem Rucksack dar.

Jedenfalls beschloß ich zu nutzen, was geboten wurde. Ich lag lange im warmen Schaumbad und trank dazu einen Prosecco aus der Minibar.

 

Danach wanderte ich ins Dorf. Ich hatte mir extra einen Rock und ganz leichte flache Schuhe in den Rucksack gepackt, um nach des Tages „Müh´ und Last“ im wahrsten Sinn des Wortes unbeschwert den Abend genießen zu können. Heute wusste ich nicht recht meine Füße zu setzen. Jeden Schritt musste ich bedenken. Ich fand keinen Halt in meinen Schuhen. Meine Füße schienen den festen Halt der Wanderstiefel zu vermissen.

Unten am See lief ich barfuß, das wiederum ging wunderbar, handelte mir aber die mißbilligenden Blicke einer eleganten, älteren Dame ein.

 

Man hatte mir ans Herz gelegt, das Buchheimmuseum zu besuchen. Noch rechtzeitig machte mich jemand darauf aufmerksam, dass, bis ich dort ankäme, es schon geschlossen sein werde.

Darüber war ich gar nicht traurig. Das Wetter war zu schön, der See lag wie ein hellblausamtenes Tuch fast ohne Wellen, ohne Boote vor meinem Blick.

 

 

Es wäre schade gewesen, diesen Nachmittag in geschlossenen Räumen zu verbringen. Also blieb ich im Klosterbereich, warf einen Blick in die Pfarrkirche, die um 1122/23 eine erste Erwähnung als Stiftskirche des Augustiner Chorherrenstiftes fand. Nach der weitgehenden Zerstörung im 30jährigen Krieg erhielt sie 1659 bis 1663 ihre barocke Ausstattung. Als man 1803 im Zuge der Säkularisierung das Kloster auflöste und enteignete, wurde die Stiftskirche zur Pfarrkirche.

 

 

Übrigens, 1949 erwarben die Tutzinger Missionsbenediktinerinnen das was vom ehemaligen Stift geblieben ist und wandelten es wieder zu einem Kloster.

 

Nach einem Bummel durch das Dorf mit seinen alten, wunderbar gepflegten Häusern ging ich zurück ins Hotel und nahm ein frühes Abendessen.

 

Man hatte mir einen Platz reserviert. Sehr liebevoll war ein Ecktisch mit gemütlichen Kissen auf der Sitzbank für mich hergerichtet worden. Allerdings war ich um diese Zeit der einzige Gast.

Dafür hatte ich eine exzellente Bedienung, Es war ein junger Mann aus Ungarn mit dem Charme wie ich ihn von den Erzählungen aus den Zeiten der Donau-Monarchie kenne.

Ich genoß einen ruhigen Abend mit hervorragendem Essen, einem aufmerksamen Service in einem angenehmen Ambiente.

 

 

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